Im Interview mit der Stiftung Baukultur Thüringen

Robert Schlotter im Interview mit Stephan Jung / Stiftung Baukultur - Projekt woodland

In Zusammenhang mit dem Projekt Woodland besuchten mich Jessica Christoph und Stephan Jung von der Stiftung Baukultur Thüringen im Waldgarten. Stephan Jung führte ein Interview mit mir, welches auf der Projektseite der Stiftung Baukultur zu sehen ist. www.baukultur-thueringen.de/woodland/

“Wenn vom Bauen mit Holz die Rede ist, einem an sich unschuldigen Material, dann ist von einem neuen Gesellschaftsmodell die Rede, vom Aufbruch in eine technologisch, ökologisch, sozial und ästhetisch verwandelte Gesellschaft.

Bauen und Wohnen werden anders sein müssen und das Holz, der Holzbau ist eine der wichtigen Linien in diese neue Zukunft. Wir stehen – erneut – an einem Wendepunkt des Bauens. Konrad Wachsmann hatte einst in der Industrialisierung des Bauens einen solchen Wendepunkt erkannt. Heute stehen wir an der Schwelle einer neuen Epoche, die neuen Paradigmen folgen muss. Diese sind zweifellos formuliert durch die digitale und die ökologische Revolution.” – Stiftung Baukultur Thüringen

Eine Beschreibung des Begriffes Woodland findet sich auf der englischsprachigen Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Woodland

 

Waldgarten im Interview

Interview Robert Schlotter

Conny Winkler von der TLZ interviewte mich zu meinem Waldgarten-Projekt, meiner Motivation, meinen Vorhaben. Heute erschien das Interview in der Thüringer Allgemeinen, der Thüringischen Landeszeitung und der Ostthüringer Zeitung.

Das System Waldgarten

Im natürlichen Wald finden sich (ausgenommen des Lebens unter der Erde) drei Vegetationsschichten: die Kronenschicht der Altbäume, die Strauchschicht mit Jungbäumen und die Krautschicht am Waldboden. In der Vertikalen kommen schichtübergreifend wachsende Kletterpflanzen wie Waldrebe und Efeu hinzu.
Gleichermaßen können im Wald auch verschiedene zeitliche Ebenen betrachtet werden. Bevor sich beispielsweise im Frühjahr das Blätterdach der Kronenschicht schließt und nur noch wenig Licht nach unten gelangt, ist der Waldboden häufig flächig mit Bärlauch oder Scharbockskraut bedeckt. Sobald sich das Blätterdach schließt, nehmen andere Pflanzen mit weniger Lichtbedarf den Platz am Boden ein.

Das Konzept des Waldgartens orientiert sich an dieser Systematik und entspricht in der Basis einer Streuobstwiese, welche um Schemata des Waldes ergänzt wird.
Die Baumschicht besteht aus hochstämmigen, streuobsttauglichen Obst- und Nussbäumen und Wildobstgehölzen. In der Strauchschicht wachsen schattenverträgliche Nuss- und Beerensträucher. Am Boden wachsen Kräuter, mehrjähriges Gemüse, bodenverbessernde Leguminosen und breit über das Jahr blühende Bienenweide.
Blühende Gehölze und Bienenweide dienen als Nahrungsgrundlage für Insekten. An Sträuchern und Bäumen belassenes Wildobst kann Säugetiere und Vögel bis in den Winter hinein mit Nahrung versorgen. Unterholz, Heckenpflanzungen, Stein- und Reisighaufen bieten Lebensraum und Überwinterungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von Tieren.

Totholzhecke

Waldgarten Thüringen

Waldgarten Thüringen

Erdacht und initiiert wurde und wird der Waldgarten Thüringen von mir, Robert Schlotter. Üblicherweise tätig als Künstler und Fotograf, begann ich ab 2014 mehr und mehr über eine Nutzbarmachung des eigenen Landes nachzudenken und setzte mich zunehmens mit den Gedanken der Permakultur auseinander. Das Konzept des Waldgartens, ein Paradebeispiel der Permakultur, schien mir dabei besonders für das erste zur Verfügung stehende Stück Land geeignet.
Seit dem Jahr 2016 arbeite ich am Aufbau verschiedener Waldgärten im Thüringer Holzland. Maßgabe für Aufbau und Bewirtschaftung der Gelände sind naturnahes Arbeiten in Betrachtung permakultureller und agroforstwirtschaftlicher Gesichtspunkte, generationsübergreifende Denk- und Handlungsweisen und ein vollständiger Verzicht auf jedwede Pestizide und mineralische Dünger.

Mein Anspruch ist es, vielfältige naturnahe und nachhaltige Kreislauf-Systeme zu entwickeln, welche ein breites Nahrungsangebot für Mensch und Tier bereithalten, Bau- und Brennmaterial liefern und gleichzeitig als Refugien für Insekten, Kleinsäuger und Vögel zur Verfügung stehen.

Inspiration brachte neben vielerlei Lektüre auch ein Seminar zur Agroforstwirtschaft von Burkhard Kayser und Robert Strauch im November 2016 auf dem Schellehof in Struppen bei Pirna. Und auch ein Stipendium am Kunstverein Röderhof im Jahr 2016 hatte eine enorme Wirkung.

Im Jahr 2019 absolvierte ich eine Ausbildung zum Zertifizierten Landschaftsobstbauern am MainÄppelhaus Lohrberg in Frankfurt am Main. Josef Weimer vermittelte hier Techniken des Obstbaumschnittes, speziell den Oeschbergschnitt, baumpflegerisches Wissen, den Umgang mit Streuobstwiesen und die Einbeziehung von Beerenobst.
Seit Ende 2016 habe ich etwa 120 Bäume und Sträucher neu gepflanzt, arbeite weiter, erdenke neue Systeme und sehe dann und wann entspannt beim Wachsen zu.